Mauthausen

Abschied von Ramiro Santisteban Castillo

06.03.2019

Wir trauern um Ramiro Santisteban Castillo, der diesen Februar im Alter von 97 Jahren in Paris verstorben ist.

Abschied von Ramiro Santisteban Castillo
(Foto: KZ-Gedenkstätte Mauthausen)

Ramiro Santisteban wurde 1921 in Laredo, Kantabrien, geboren. 1936 waren er und seine Familie gezwungen, vor den franquistischen Truppen nach Frankreich zu flüchten. Kurz darauf überschritt die Familie jedoch wieder die Grenze zurück nach Spanien und lebte bis zur Niederlage der Spanischen Republik in Katalonien. Anfang 1939 flohen sie vor den Franco-Truppen erneut nach Frankreich. Die Familie wurde getrennt. Ramiro, sein Vater Nicasio und sein Bruder wurden zuerst in einem Flüchtlingslager interniert und später zu einer Arbeitskompanie der französischen Armee eingezogen. Nach der Invasion Frankreichs durch die Wehrmacht gerieten sie in deutsche Kriegsgefangenschaft. Vom Kriegsgefangenenlager Moosburg aus wurde Ramiro gemeinsam mit seinem Vater und seinem Bruder am 6. August 1940 im ersten Transport Republikanischer Spanier in das Konzentrationslager Mauthausen überstellt.

Ramiro blieb im Hauptlager interniert, musste Zwangsarbeit im Steinbruch leisten und wurde später in das Kommando „Poschacher“ überstellt, das Zwangsarbeit in einem Steinbruch der Firma Poschacher im Ort Mauthausen verrichtete. Das gesamte Kommando wurde im Herbst 1944 formal aus dem KZ entlassen, seine Mitglieder wurden bis Kriegsende jedoch weiterhin als Zwangsarbeiter festgehalten. Sowohl Ramiro als auch sein Bruder Manuel und sein Vater Nicasio überlebten die Haft im KZ Mauthausen. Kurz nach der Rückkehr nach Frankreich starb Nicasio jedoch an den Folgen seiner Zeit im KZ. Manuel wurde von der spanischen Polizei erschossen, als er versuchte, die Grenze nach Spanien zu überschreiten, um dort seine Mutter wiederzusehen.

Ramiro ließ sich in Frankreich nieder, lernte dort seine Frau kennen und begann eine Karriere bei einem großen Automobilunternehmen. Den Kampf um Aufklärung und Wiedergutmachung hat er nie aufgegeben. Er war Zeit seines Nachkriegslebens Präsident der FEDIP, der Föderation spanischer Deportierter und politischer Gefangener, und engagierte sich für Ermittlungen gegen ehemalige SS-Angehörige. Als 2010 ein Denkmal für die in deutsche Konzentrationslager deportierten Bewohner von Laredo eingeweiht wurde, sagte Ramiro Santisteban in seiner Rede: „Zu Beginn des dritten Jahrtausends werden jene, die ‚die Vergessenen‘ genannt wurden, nun endlich anerkannt. Möge dieses Denkmal wie ein fehlendes Glied in der Kette der Geschichte unseres Landes wirken.“

Wir trauern um Ramiro Santisteban Castillo.