Mauthausen

Weibliche Häftlinge

Weibliche Häftlinge in einer Baracke des Sanitätslagers nach der Befreiung, Mai 1945 (Foto: US Holocaust Memorial Museum)Weibliche Häftlinge in einer Baracke des Sanitätslagers nach der Befreiung, Mai 1945 (Foto: US Holocaust Memorial Museum)In Mauthausen und seinen Außenlagern waren lange Zeit nur Männer inhaftiert. Für weibliche Gefangene war das Frauen-KZ Ravensbrück vorgesehen. Vereinzelt wurden Frauen nach Mauthausen transportiert, um sie im Stammlager ermorden zu lassen, so etwa 130 tschechische Widerstandskämpferinnen, die am 24. Oktober 1942 erschossen oder in der Gaskammer ermordet wurden.

Ab Sommer 1942 ließ Reichsführer-SS Heinrich Himmler in mehreren Konzentrationslagern Bordelle einrichten, welche Schlüsselarbeitskräfte unter den Gefangenen sowie Funktionshäftlinge als „Leistungsanreiz“ besuchen durften. Die SS rekrutierte dafür weibliche Gefangene aus dem KZ Ravensbrück und verschickte sie als Sex-Zwangsarbeiterinnen auch nach Mauthausen und Gusen. Diejenigen, die überlebten, blieben bis auch nach der Befreiung stigmatisiert und sprachen nicht über ihre Erfahrungen.

Weibliche Häftlinge nach der Befreiung im Außenlager Lenzing, Mai 1945 (Foto: US Holocaust Memorial Museum)Weibliche Häftlinge nach der Befreiung im Außenlager Lenzing, Mai 1945 (Foto: US Holocaust Memorial Museum)Mit der Übernahme der ursprünglich zum Stammlager Ravensbrück gehörigen Außenlager St. Lambrecht und Mittersill am 15. September 1944 wurde das „Frauen-Konzentrationslager Mauthausen“ offiziell begründet. Um Zugriff auf die Arbeitskraft weiblicher KZ-Häftlinge für die Kriegsindustrie zu erlangen, ließ die SS ab 1944 im ganzen Reichsgebiet zunehmend KZ-Außenlager für Frauen errichten, so auch im Zuständigkeitsbereich des KZ Mauthausen.

Dort wurden zwei größere Außenlager für weibliche Häftlinge gegründet: In Hirtenberg, südlich von Wien, trafen Ende September 1944 rund 400 Frauen aus dem KZ Auschwitz ein. Sie mussten in der Munitionsfabrik der „Wilhelm-Gustloff-Werke“ Zwangsarbeit leisten. Das Außenlager Lenzing in Oberösterreich wurde Anfang November erstmals mit einem Transport von rund 500 weiblichen Gefangenen ebenfalls aus dem KZ Auschwitz belegt. Sie waren für den Arbeitseinsatz in der Kunstfaserproduktion der „Lenzing Zellwolle AG“ vorgesehen.

Erst ab Anfang 1945 brachte die SS auch Frauen im Hauptlager unter. Ab Jänner 1945 wurden mehr als 7.000 Frauen und mit ihnen mehrere hundert Kinder aus anderen Lagern nach Mauthausen überstellt. Mehr als die Hälfte, darunter die meisten Kinder, schickte die SS nach kurzer Zeit in das KZ Bergen-Belsen weiter. Diejenigen, die in Mauthausen blieben, wurden – getrennt von den Männern – im Häftlingslager, im Sanitätslager sowie in einer Baracke im Steinbruch „Wiener Graben“ untergebracht.

Etwa 3.000 weibliche Häftlinge wurden im Frauen-Konzentrationslager Mauthausen offiziell registriert. Insgesamt durchliefen aber etwa 10.000 Frauen das Lagersystem Mauthausen.