Mauthausen

Geschichte der KZ-Gedenkstätte Gusen

Geschichte der KZ-Gedenkstätte Gusen
Die improvisierte Gedenkstätte rund um Reste des Krematoriumsofens des KZ Gusen, 1949 (KZ-Gedenkstätte Mauthausen / Sammlungen, Sammlung DMPA)

Schon kurz nach der Befreiung begannen die baulichen Überreste des Konzentrationslagers Gusen zu verschwinden. Das Lager Gusen II wurde von den amerikanischen Truppen komplett niedergebrannt, um die Ausbreitung von Seuchen zu verhindern. Das sogenannte herrenlose Gut des Lagers Gusen I wurde einerseits durch die örtliche Gemeindebehörde verkauft, andererseits kam es auch zu Plünderungen.

Nach der Übernahme des Lagerbereiches und der Steinbrüche durch die sowjetische Besatzungsmacht dienten die verbliebenen Lagerbaracken als Truppenunterkünfte. Die von Häftlingen errichteten Stollenanlagen in St. Georgen wurden nach dem Abtransport der Maschinen und der Demontage der Installationen im November 1947 teilweise gesprengt, um sie für eine etwaige weitere Produktion unbrauchbar zu machen.

Die Sowjets beanspruchten die Gusener Steinbrüche als deutsches Eigentum in Österreich und führten sie als USIA Betrieb („Granitwerke Gusen“) weiter. 1955/56 wurden der kurz nach der Befreiung angelegte Häftlingsfriedhof in Gusen aufgelöst und die Mehrzahl der Toten auf dem Areal der Gedenkstätte Mauthausen beerdigt.

Um den Krematoriumsofen entstand auf Betreiben ehemaliger französischer und polnischer Häftlinge eine inoffizielle Gedenkstätte mit Gedenktafel und Gedenkstein. Nach dem Abzug der sowjetischen Truppen 1955 wurde das Lagergelände parzelliert, und die Gemeinde Langenstein begann mit der Planung einer Wohnsiedlung. Der Krematoriumsofen sollte abgerissen, Gedenktafel und -stein nach Mauthausen gebracht werden.

Ende 1960 begannen ehemalige italienische Häftlinge Verhandlungen, um das Grundstück, auf dem die Reste des Krematoriums standen, zu erwerben. Sie kauften 1961 das Grundstück an und schenkten es der Gemeinde, die im Gegenzug der Errichtung einer Gedenkstätte an diesem Ort zustimmte. Verschiedene Häftlingsverbände brachten das Geld für die Errichtung des Memorials auf. Die Planung des Gedenkstättenbaues stammt von der italienischen Architektengruppe B.B.P.R. (Banfi, Belgiojoso, Peressutti und Rogers). Lodovico Belgiojoso war ein ehemaliger Gusen-Häftling, ein Gründungsmitglied der Gruppe – Gian Luigi Banfi – war im Konzentrationslager Gusen umgekommen. Das Memorial wurde am 8. Mai 1965 eingeweiht. Seit 1997 liegt die Verantwortung für die Erhaltung und Betreuung des Memorials beim Österreichischen Bundesministerium für Inneres. 2004 wurde ein Besucherzentrum eröffnet, in dem eine historische Dauerausstellung zu besichtigen ist.