Mauthausen

Lager-SS und Bewachung

Angelobung von SS-Männern in Mauthausen, 20. April 1941 (Foto: KZ-Gedenkstätte Mauthausen / Sammlungen, Sammlung Mariano Constante)Angelobung von SS-Männern in Mauthausen, 20. April 1941 (Foto: KZ-Gedenkstätte Mauthausen / Sammlungen, Sammlung Mariano Constante)Gemeinsam mit den ersten Häftlingen wurden im August 1938 auch SS-Angehörige vom KZ Dachau nach Mauthausen versetzt. Ihre Aufgabe war nicht nur die Bewachung der Häftlinge sondern auch die innere Organisation des Lagers.

An der Spitze der Lager-SS stand der Kommandant, der bis auf wenige Ausnahmen Vorgesetzter des gesamten Lagerpersonals war.

Erster Kommandant von Mauthausen war der gelernte Tischler Albert Sauer, der jedoch wegen schlechter Dienstbeurteilungen und häufiger Beschwerden bereits nach wenigen Monaten abgesetzt wurde. Im Februar 1939 löste ihn der ehemalige Berufssoldat Franz Ziereis als Kommandant ab. Ziereis befehligte Mauthausen sechs Jahre lang und war damit der am längsten dienende Kommandant eines einzelnen Konzentrationslagers. Zu Kriegsende floh Ziereis gemeinsam mit anderen SS-Angehörigen, wurde jedoch aufgespürt und bei einer Schießerei mit Soldaten der US Army tödlich verwundet. Vor seinem Tod legte er noch ein umfangreiches Geständnis ab.

Das KZ Gusen war Mauthausen unterstellt, verfügte aber über eine gewisse Autonomie. Das Terrorregime der dortigen Lagerführer Karl Chmielewski und Fritz Seidler forderte zeitweise eine höhere Todesrate als im Stammlager.

Für die inneren Abläufe im KZ waren die Mitglieder des Kommandanturstabs zuständig. Dieser umfasste etwa 250-350 Personen, die in verschiedenen Abteilungen ihren Dienst versahen:

I. Kommandantur und Adjutantur

II. Politische Abteilung (Lager-Gestapo)

III. Schutzhaftlager

IV. Verwaltung

V. Sanitätswesen

VI. Truppenfürsorge und weltanschauliche Schulung

Angehörige des Kommandanturstabs des KZ Mauthausen, August 1943 (Foto: Centre d’Histoire de Sciences Po, Archives d’histoire contemporaine, fonds Charles Dubost, Paris)Angehörige des Kommandanturstabs des KZ Mauthausen, August 1943 (Foto: Centre d’Histoire de Sciences Po, Archives d’histoire contemporaine, fonds Charles Dubost, Paris)Für die äußere Bewachung des Konzentrationslagers, der Arbeitskommandos sowie der Häftlingstransporte waren die Wachmannschaften zuständig, die den Großteil der Lager-SS ausmachten. Während noch im Jahr 1938 nur einige hundert SS-Angehörige im KZ Mauthausen den Wachmannschaften angehörten, erreichte ihre Gesamtzahl im März 1945 über 5.000 allein im Hauptlager, 4.000 weitere waren in den Außenlagern stationiert.

Gegen Ende des Krieges war von der ursprünglichen Zusammensetzung der Wachmannschaften nur mehr sehr wenig übrig: Während anfangs ausschließlich SS-Mitglieder aus Deutschland und Österreich das Lager bewachten, rekrutierte man ab 1941 zunehmend auch „Volksdeutsche“ – Angehörige der deutschsprachigen Minderheiten vor allem aus Rumänien, Ungarn, Kroatien und der Slowakei. Ab Herbst 1943 kamen osteuropäische „Hilfswillige“ hinzu, meist Ukrainer, die jedoch keine offiziellen Mitglieder der SS waren, sondern als SS-Gefolge galten. Ab 1944 bewachten auch Einheiten der Wehrmacht jene Außenlager, in denen KZ-Häftlinge Rüstungsgüter für den Wehrmacht produzieren mussten.

Zur Bewachung von weiblichen Häftlingen wurden von der SS auch weibliche Aufseherinnen eingesetzt.

Zwischen 1938 und 1945 durchliefen zehntausende SS-Angehörige und Bewacher das KZ-System Mauthausen/Gusen.