Mauthausen

Das System der Funktionshäftlinge

Um die große Zahl von Häftlingen kontrollieren zu können, setzte die SS sogenannte Funktionshäftlinge ein. Diese mussten für die Ordnung im Lager sorgen. Im Gegenzug erhielten sie gewisse Privilegien. Viele wurden dabei zu Erfüllungsgehilfen der SS. Einige nutzten ihre Position aber auch, um Mithäftlinge zu schützen.

An der Spitze der Häftlinge stand der Lagerälteste. Er war der SS gegenüber für die Ordnung im gesamten Lager verantwortlich. Ihm unterstellt waren die Blockältesten, die jeweils eine Unterkunftsbaracke kontrollierten. Der Lagerschreiber wurde von der SS für Verwaltungsaufgaben im Häftlingslager eingesetzt. Die sogenannten Kapos sorgten für die Bewachung am Arbeitsplatz.

Die meisten Funktionshäftlinge waren zunächst als Kriminelle inhaftierte Deutsche und Österreicher. Später besetzten diese Positionen vermehrt auch politische und manche nicht­deutsche Häftlinge.

Bernard Aldebert: "Gusen II", 1945 (Abbildung: KZ-Gedenkstätte Mauthausen)Bernard Aldebert: "Gusen II", 1945 (Abbildung: KZ-Gedenkstätte Mauthausen)Funktionshäftlinge lebten zwischen den Fronten: Einerseits garantierte ihnen ihre Funktion – solange sie in der Gunst der SS standen – ein relativ gesichertes Überleben. Andererseits zogen sie aber gerade dadurch häufig den Hass der übrigen Häftlinge auf sich. Funktionshäftlinge konnten ihre Stellung zum Schutz der Mithäftlinge ebenso einsetzen wie zur brutalen Durchsetzung ihrer eigenen Interessen oder jener ihrer persönlichen Günstlinge. Die Lebensbedingungen für die Masse der Häftlinge hingen zu einem bedeutenden Teil vom Verhalten der Funktionshäftlinge ab. Diese hatten die Kontrolle über die Verteilung von Lebensmitteln und Kleidung, bis zu einem gewissen Grad über die Zusammenstellung der Arbeitskommandos oder einfach nur über das alltägliche Leben in den Blocks.