Nachruf: Pierre Bonnave (1922 – 2025)
22.11.2025
Der Mauthausen-Überlebende Pierre Bonnave ist am Abend des 22. November im Alter von 103 Jahren verstorben. Der folgende Text wurde von seiner Freundin Charlotte Grée-Billa verfasst, die ihn viele Jahre begleitete und seine erinnerungspolitische Arbeit unterstützte. Er wurde aus dem Französischen übersetzt; das französische Original findet sich unterhalb der deutschen Fassung.
Pierre BONNAVE ist im Alter von 103 Jahren von uns gegangen; am 22. April 1943 wurde er nach Mauthausen deportiert, wo er bis zum Tag der Befreiung des Lagers (5. Mai 1945) Häftling war. Die Deportation erfolgte über das Lager Drancy. Er gehörte zu den allerletzten Überlebenden dieses Konzentrationslagers.
Pierre Bonnave war ein unermüdlicher Erinnerungsbote, der sich im Rahmen des von seiner Freundin Charlotte Grée-Billa geleiteten Club de la Résistance mit großem Engagement an junge Menschen wandte. Er empfing Charlotte Grée-Billa bis August 2025. Darüber hinaus war er Mitglied des UNC (des Nationalen Kriegsveteranenverbands).
Ein Text zu seinem Gedenken:
Pierre Bonnave war ein taktvoller, zurückhaltender Mann, der sich selbst als „unbedeutenden Menschen“ bezeichnete, obwohl er Würde und Erinnerungspflicht mit einer einzigartigen Energie verkörperte.
Er wurde im Alter von 21 Jahren deportiert und im KZ Mauthausen unter der Nummer 28684 geführt; er hat es geschafft, unsägliches Leid zu überleben: Mauthausen und die Zwangsarbeit-Kommandos, Hunger, Schläge, den unerträglichen Geruch der Verbrennungsöfen, den Weg bis ans Ende des Abgrunds. Er schrieb mit der ihm eigenen Zurückhaltung: „Wir hatten überhaupt keine Hoffnung. Wir waren davon überzeugt, dass wir niemals nach Frankreich zurückkehren würden.“
Er sagte, dass er sein Überleben einzig dem „Glück“ verdanke.
Uns ist klar, dass er auch aufgrund seines Mutes, seiner inneren Widerstandskraft und seines unerschütterlichen Willens, inmitten der Barbarei am Leben und menschlich zu bleiben, überlebt hatte.
Über viele Jahre behielt er die Erinnerung an diese schrecklichen Jahre für sich. Wenn er darüber sprach, geschah dies immer mit einem Sendebewusstsein. Er wollte, dass das, was er als „die 186 Stufen“ bezeichnete, niemals in Vergessenheit gerät: die unermüdliche Erinnerung an grauenvolle Ereignisse sollte dafür sorgen, dass sie für immer der Vergangenheit angehören.
Pierre Bonnavie besaß ein unvergleichliches schöpferisches Talent: Auch als er bereits über 100 Jahre alt war, schrieb er unentwegt Vierzeiler und versah diese mit Zeichnungen, die er geliebten Menschen schenkte – mit diesen Werken gelang es ihm, den Alltag in seinem Heimatsort zu verschönern.
Diese Tätigkeit erfüllte ihn mit weitaus mehr Begeisterung als die Gespräche über seine Deportation, denn sie bot ihm Gelegenheit, keine Langeweile aufkommen zu lassen, und vor allem dazu, seine Mitmenschen zum Lachen zu bringen.
Pierre BONNAVE, 103 ans, a été déporté au camp de Mauthausen, entre le 22 avril 1943 et la libération du camp, le 5 mai 1945. Il ets passé par Drancy. Il faisait parti des tous derniers survivants de ce camp de concentration.
Il a été un inlassable passeur de mémoire engagé auprès des jeunes via le club de la Résistance de son amie Charlotte Grée - Billa qu’il a reçu jusqu’en aout 2025 et adherent UNC.
Un texte d’hommage:
Un homme discret, pudique, qui disait être „un bonhomme sans importance“, alors qu’il incarnait, avec une force rare, la dignité et le devoir de mémoire.
Déporté à 21 ans, matricule 28684, Pierre Bonnave a survécu à l’indicible : Mauthausen et ses Kommandos de travail forcé, la faim, les coups, l’odeur insoutenable des crématoires, la marche jusqu’au bout de l’abîme. Comme il l'écrivait avec retenue : „Nous n’avions aucun espoir. Nous savions que nous ne reviendrions jamais en France.“
Il disait avoir dû sa survie à la „chance“.
Nous savons qu’elle tient aussi à son courage, à sa résistance intime, à cette volonté tenace de rester vivant – humain – au cœur de la barbarie.
Pendant longtemps, il a gardé pour lui ces années sombres. Mais lorsqu’il parlait, c’était toujours pour transmettre. Pour que jamais ne s’éteigne ce qu’il appelait „les 186 marches“ : le rappel inlassable de l’horreur, pour éviter qu’elle ne renaisse.
Un trait de crayon inimitable : ses quatrains illustrés, qu’il dessinait encore à plus de 100 ans et qu’il offrait à ceux qu’il aimait, ont illuminé des centaines de journées canaulaises.
Il en parlait avec plus d’enthousiasme que de sa déportation, car c’était pour lui une manière de se „désennuyer“ et surtout de faire rire.