Mauthausen

Nachruf auf André Monchablon

03.03.2021

Aus Frankreich erreichte uns die traurige Nachricht, dass der Mauthausen-Überlebende André Monchablon am 21. Februar 2021 im 101. Lebensjahr verstorben ist.

Nachruf auf André Monchablon
(Foto: KZ-Gedenkstätte Mauthausen/ Stefan Matyus)

André Monchablon wurde am 11. Juni 1920 in Nancy geboren. Er war als Händler und Schausteller tätig, ehe er sich 1939 dem französischen Widerstand anschloss. Ende 1942 am Vorabend seiner Hochzeit wurde Monsieur Monchablon nach unerlaubtem Überschreiten der innerfranzösischen Demarkationslinie verhaftet, in ein Gefängnis und danach in das Lager Compiègne gebracht, von wo er im April 1943 nach Mauthausen deportiert wurde.

Im Mauthausen-Außenlager in Wiener Neustadt musste er erst am Aufbau des Lagers und der „Serbenhalle“ arbeiten, ehe er die Bombardements auf die darin untergebrachte Raketenproduktion hautnah miterlebte. Ende Oktober 1943 wurde er in das Außenlager Redl-Zipf verbracht, in dem KZ-Häftlinge die Keller der Brauerei und weitere Stollen als sichereren Standort für die Fortführung der Raketenproduktion ausbauen mussten. Anfang Mai 1945, als die SS das Lager vor der heranrückenden US-Armee räumte, wurde Monsieur Monchablon mit den übrigen KZ-Häftlingen in das Außenlager Ebensee gebracht, wo er schließlich am 6. Mai befreit wurde.

Die Mitarbeiter des Gedenkbüros des Mauthausen Memorials hatten das Privileg, André Monchablon im Februar 2015 in Six-Fours-les-Plages in Südfrankreich zu besuchen und ihn zu seiner Lebensgeschichte zu befragen. Wir durften Monsieur Monchablon persönlich kennenlernen und waren von seiner offenen und lebensfrohen Wesensart beeindruckt. Er berichtete von seiner KZ-Haft in Mauthausen, den Außenlagern Wiener Neustadt und Redl-Zipf, seiner Befreiung in Ebensee sowie von seiner Rückkehr nach Frankreich Ende Mai 1945 und zu seinem Beruf als Schausteller und Magier.

André Monchablon setze sich aktiv für das Gedenken und Mahnen ein, er sprach vor Schulklassen und war Präsident des Denkmals für die Deportation in Toulon. Gemeinsam legten wir dort 2015 in einem kleinen, von Monsieur Monchablon initiierten Gedenkakt einen Kranz nieder und gedachten der Toten von Mauthausen.

André Monchablon bleibt uns unvergessen.

Wir trauern um André Monchablon, unsere Anteilnahme gilt seiner Familie.

Ute Bauer-Wassmann für die KZ-Gedenkstätte Mauthausen