Mauthausen

Jugendliche in Oberösterreich wegen Verdachts der Wiederbetätigung angezeigt

25.06.2022

Stellungnahme der KZ-Gedenkstätte Mauthausen

Jugendliche in Oberösterreich wegen Verdachts der Wiederbetätigung angezeigt

Über die mediale Berichterstattung vom 24.6.2022 erfuhr die KZ-Gedenkstätte Mauthausen von jener oberösterreichischen Jugendbande, die kinderpornographisches Material sowie Inhalte, die gegen das Verbotsgesetz verstoßen, über soziale Netzwerke geteilt hat. Die Gruppe habe u. a. nationalsozialistisches Gedankengut verbreitet und vor dem ehemaligen Konzentrationslager Mauthausen Videos mit antisemitischen Inhalten aufgenommen. Sie wurde von der Polizei ausgehoben und Anzeige erstattet.

Die KZ-Gedenkstätte Mauthausen betont, dass junges Alter und Unreife keine Entschuldigung für Antisemitismus sowie für die Verharmlosung und Leugnung nationalsozialistischer Verbrechen sind. Straftaten dieser Art müssen immer geahndet werden, auch wenn es sich bei den mutmaßlichen Straftätern um Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren handelt. 

Zusätzlich zur klaren Verurteilung derartiger Handlungen müssen aber auch Fragen gestellt werden: Warum verüben Jugendliche solche? Ist es bloße Langeweile? Ist es Gleichgültigkeit? Ist es ein Einzelphänomen? Oder vielmehr Ausdruck einer gesellschaftlichen Entwicklung, die uns allen Sorgen bereiten muss? Einer Entwicklung, die eine Verrohung der Gesellschaft befördert, unseren Kindern nicht ausreichend Schutz bietet, alte Feindbilder mehr und mehr reaktiviert, sie wieder gesellschaftsfähig macht? Spiegeln diese 35 Jugendlichen aus Oberösterreich jene Handlungen und Haltungen, welche insgesamt in der Gesamtgesellschaft zunehmend an Raum gewinnen?

Wir benötigen breit angelegte Allianzen, um solchen Straftaten und Entwicklungen zu begegnen. Es hat noch nie ausgereicht, jugendliche Straftäter einzig und allein zu verurteilen, entscheidend ist, wie in der Aufarbeitung dieser Straftaten zusätzlich zu den Jugendlichen auch das gesellschaftliche Umfeld in den Blick genommen wird. Barbara Glück, Direktorin der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, führt in diesem Zusammenhang aus: „Die historisch-politische Bildungsarbeit der KZ-Gedenkstätte Mauthausen adressiert an Schülerinnen und Schüler. Aber nicht ausschließlich. Auch die Betreuung von Erwachsenengruppen ist uns ein großes Anliegen.“

Die Auseinandersetzung mit dem ehemaligen KZ-Areal ist ein wesentlicher Baustein, um historisches und politisches Bewusstsein zu befördern. Egal ob bei Jugendlichen oder bei Erwachsenen. Dieser Baustein benötigt Verstärkung unterschiedlichster Institutionen und Organisationen, die sich mit gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen beschäftigt. Der aktuelle Anlassfall verdeutlich dies einmal mehr.