KZ-Gedenkstätte Gusen: Offizieller Start des Realisierungswettbewerbs
23.09.2024
Burghauptmannschaft Österreich und KZ-Gedenkstätte Mauthausen setzen weitere Schritte zur Weiterentwicklung des Memorials Gusen zum internationalen Gedenkort
Am 23. September wurde seitens der Burghauptmannschaft Österreich als Auftraggeberin und der KZ-Gedenkstätte Mauthausen die EU-weite Bekanntmachung eines Realisierungswettbewerbs für die landschaftsplanerische, baukünstlerische und städtebauliche Gesamtgestaltung mehrerer Areale auf ehemaligem Lagergelände des KZ Gusen veröffentlicht. Die bestehende KZ-Gedenkstätte Gusen soll damit wesentlich erweitert und zu einem Gedenk- und Bildungsort für die Zukunft werden.
EU-weit werden Planungsteams eingeladen, unter anderem Vorschläge für die landschaftsplanerische Gestaltung, die Planung von Neubauten und die Adaption bestehender historischer Gebäude für künftige Nutzungen einzureichen. Grundlage des Wettbewerbs ist der aus dem internationalen Beteiligungsprozess hervorgegangene Masterplan.
Teilnahmeinteressierte können die Details zur Ausschreibung auf der Plattform ANKÖ einsehen.
Die Teilnahmefrist endet am 10.01.2025, 12:00 Uhr
Der EU-weite Realisierungswettbewerb ist zweistufig, offen und anonym. Ende Jänner werden im Zuge einer Jurysitzung die besten Wettbewerbsbeiträge ermittelt, welche danach in die zweite Wettbewerbsstufe geladen werden, um ihre Planungsvorschläge zu vertiefen. Diese beginnt voraussichtlich im März und wird aus derzeitiger Sicht im Juni mit einer weiteren Jurysitzung abgeschlossen, in der die Auswahl der prämierungswürdigen Arbeiten und des Gewinnerprojekts erfolgt. Mit den Einreichenden des Gewinnerprojektes tritt die Auftraggeberin in ein anschließendes Verhandlungsverfahren ohne vorherige Bekanntmachung zum Abschluss einer Generalplanerrahmenvereinbarung für die Umsetzung.
Die Wettbewerbsphase ist auch der Start für weitere Entwicklungen. Parallel werden zusätzlich zu bestehenden Bildungsangeboten neue pädagogische Programme entwickelt, die Forschungsstelle der KZ-Gedenkstätte wird in Kürze umfassende wissenschaftliche Aufarbeitungen zu Gusen publizieren. Im Oktober eröffnet zudem ein Informations- und Begegnungszentrum in unmittelbarer Nähe des bestehenden Memorials. Barbara Glück, Direktorin der zuständigen KZ-Gedenkstätte Mauthausen, sagte dazu: „Der äußerst erfolgreiche Beteiligungsprozess hat gezeigt, dass ein wohlwollendes Miteinander zu den besten Ergebnissen führt. Wir freuen uns, nun die nächste Phase dieses einzigartigen Projektes zu beginnen und gemeinsam zu erleben, wie die Ergebnisse unserer Zusammenarbeit Schritt für Schritt Realität werden. Unser Informations- und Begegnungszentrum wird dazu einladen, weiterhin vor Ort im Gespräch zu bleiben.“
„Mit dem Realisierungswettbewerb setzen die Burghauptmannschaft und die KZ-Gedenkstätte Mauthausen einen entscheidenden Impuls für ihre Weiterentwicklung für die KZ-Gedenkstätte Gusen“, meint Burghauptmann Reinhold Sahl. „Dieses Projekt spiegelt den Anspruch wider, die Vergangenheit nicht nur aufzuarbeiten, sondern zugleich als eindringliche Mahnung für die Zukunft zu bewahren. Es steht exemplarisch dafür, wie Österreichs baukulturelles Erbe durch lokale, regionale und europäische Ideen sowie moderne Architektur zukunftsweisend gestaltet werden kann.“
„Die Gestaltung der KZ-Gedenkstätte Gusen ist ein Projekt von großer Tragweite, das dazu beitragen wird, unserer historischen Verantwortung auch in den kommenden Generationen gerecht zu werden“, so Martin Kocher, Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft. „Hier soll ein zeitgemäßer Erinnerungsort entstehen, der die Verbrechen des Nationalsozialismus aufzeigt und dessen zahlreiche Opfer niemals vergessen lässt. Der Realisierungswettbewerb wird verschiedene Möglichkeiten der Gestaltung aufzeigen. Dem Wettbewerb und der finalen Auswahl sehen wir gespannt entgegen.“
„Mit der Erweiterung der Gedenkstätte nimmt die Bundesregierung ihre Verantwortung gegenüber den Opfern und Hinterbliebenen des Nationalsozialismus wahr“, sagte Gerhard Karner, der für die Gedenkstätten zuständige Bundesminister für Inneres. „Gusen hat lange Zeit bedeutend weniger Aufmerksamkeit erfahren als das ehemalige KZ Mauthausen. Ein umso stärkeres Zeichen ist es nun, dass gerade Gusen der Ort sein wird, der in Sachen Gedenken europaweit neue Maßstäbe setzt.“
Die Jury setzt sich gemäß in der konstituierenden Sitzung des Preisgerichts vom 11. September 2024 wie folgt zusammen:
Fachpreisrichter*innen
Architekt em. Univ.-Prof. DI Dr. techn. Manfred Wehdorn, Geschäftsführer Wehdorn Architekten (Vorsitzender)
Architekt Univ.-Prof. DIHans Gangoly, Geschäftsführer Gangoly & Kristiner Architekten ZT GmbH, nominiert von der Kammer der Ziviltechniker:innen | Architekt:innen und Ingenieurkonsulent:innen für Oberösterreich und Salzburg (Stellvertretender Vorsitzender)
Architektin DI Elisabeth Lesche, el:ch landschaftsarchitekten Part-GmbB, nominiert von der Kammer der Ziviltechniker:innen | Architekt:innen und Ingenieurkonsulent:innen für Oberösterreich und Salzburg (Schriftführerin)
Prof. Dr. Stefanie Endlich, Honorarprofessorin für Kunst im öffentlichen Raum; Schwerpunkt Architektur, Erinnerungskultur, Stadtgeschichte u. bildende Kunst
Dr. Tomasz Kranz, Direktor Staatliches Museum Majdanek
Univ.-Prof. Dr. Bertrand Perz, Institut für Zeitgeschichte Univ. Wien u. Wissenschaftlicher Beirat Mauthausen Memorial
Sachpreisrichter*innen
Christian Aufreiter, Bürgermeister Langenstein
Andreas Derntl, Bürgermeister St. Georgen/Gusen
Prof. Guy Dockendorf, Präsident Comité International de Mauthausen
DDr. Barbara Glück, Direktorin Mauthausen Memorial
Willi Mernyi, Vorsitzender Mauthausen Komitee Österreich
Burghauptmann HR Mag. Reinhold Sahl, Dienststellenleiter Burghauptmannschaft Österreich