Mauthausen

KZ-Gedenkstätte Mauthausen: Jahresbericht 2020

28.12.2021

KZ-Gedenkstätte Mauthausen: Jahresbericht 2020

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KZ-Gedenkstätte Mauthausen: Jahresbericht 2020

 

Liebe Leserin, lieber Leser!

Die Gedenkstätten Mauthausen und Gusen sind internationale Erinnerungsorte, an denen die Vergangenheit mit der Gegenwart ins Gespräch kommt und wir üblicherweise knapp 290.000 Menschen aus dem In- und Ausland mit unseren Anliegen erreichen. 2020 war vieles anders.

Auf dem Areal des ehemaligen Konzentrationslagers Mauthausen war es aufgrund der Coronavirus-Pandemie – mit Ausnahme der Sommermonate – häufig still und leer. Für uns alle war das Weckruf und Auftrag, die Verbindung zur Welt nicht abreißen zu lassen und umso lauter auf unsere Themen, wie zum Bespiel Menschenwürde, eine lebendige Erinnerungskultur oder historisch-politische Bildungsarbeit aufmerksam zu machen.

Einen Schwerpunkt haben wir deswegen auf die Weiterentwicklung unserer digitalen Angebote gelegt: Unter dem Titel „Gedenkstätte digital“ haben unsere engagierten Vermittler*innen während des Lockdowns im Frühjahr knapp 50 Videos produziert – mit dem Fokus, vor allem junge Menschen während der Homeschooling-Phase zu erreichen und Pädagog*innen hochwertige Unterrichtsmaterialien für das DistanceLearning anzubieten. Dieses Angebot wurde sehr gut aufgenommen, und die Beiträge wurden auf unseren Social-Media-Kanälen insgesamt zehntausende Male angeklickt und angeschaut.

Im Herbst 2020 startete der zweite Teil unserer digitalen Offensive. In Zusammenarbeit mit unseren Vermittler*innen stellten wir Objekte aus unseren Ausstellungen und unserem Depot vor und erzählten mit ihnen vom entbehrungsreichen Alltag der Häftlinge. All dies geschieht im Bewusstsein, dass sich mit diesen Angeboten ein Besuch des historischen Ortes nicht ersetzen lässt.

Covid-19 hat uns ganz oft die Grenzen unseres Handels gezeigt, dennoch liegt ein ereignisreiches Jahr hinter uns. Zeit, um auf herausfordernde Monate und viele berührende Momente und Begegnungen zurückzublicken:

Zur Zeit läuft die so wichtige Weiterentwicklung der Gedenkstätte Gusen. Die Bundesregierung hat ein klares Bekenntnis zu diesem Ort abgegeben und konnte die Verhandlungen zur Ablöse von Grundstücken bereits mit zwei Eigentümer*innen positiv abschließen. Es gibt viele gute Ideen und Pläne, in Gusen verstärkt Erinnerungsarbeit zu leisten, die in die Zukunft gerichtet ist – das ist ein wichtiger Meilenstein für die Gedenkkultur in Österreich und die Aufarbeitung der Geschichte zwischen 1938 und 1945.

Für Gusen, aber vor allem auch für die Gedenkstätte Mauthausen, ist es 2020 gelungen, eine Lücke zu schließen. Gemeinsam mit Landespolitiker*innen, lokalen Meinungsbilder*innen und durch tatkräftige Unterstützung des Verkehrsverbundes in Oberösterreich ist die KZ-Gedenkstätte Mauthausen endlich Teil des öffentlichen Verkehrsnetzes und mit dem Bus erreichbar geworden. Die neue Linie verkehrt zwischen dem Linzer Bahnhof und dem Mauthausen Memorial.

Unsere wichtigsten Gedenktage im Jahr, rund um die Befreiung des KZ Mauthausen am 5. Mai, haben wir an unseren Gedenkstätten 2020 würdig, aber ruhig verbracht. Es war uns wichtig, alle Gedenkorte zugänglich zu machen, und viele internationale Vertretungen und kleine Gruppen haben die ersten Tagen der Öffnung nach dem ersten Lockdown genützt, um zu uns zu kommen. Die Beziehung zum historischen Ort ist uns allen ein großes Bedürfnis. Für all jene, denen ein Besuch 2020 aber nicht möglich war, haben wir das Andenken an die Opfer und die Überlebenden weitestgehend in die digitale Welt verlegt. Unter dem Hashtag „Liberation1945“ haben uns viele berührende Zeichnungen und Gedanken zum Thema „Befreiung“ erreicht.

Etwas Normalität durften wir während der Sommermonate leben. Wir freuten uns über viele Besucher*innen, die von unseren Vermittler*innen begleitet wurden, und konnten unter Wahrung aller Sicherheitsvorgaben und Hygienevorschriften unsere alljährliche Open-Air-Filmretrospektive durchführen. Unsere Hoffnungen auf eine lebendigere Herbstzeit wurden mit weiteren Einschränkungen und einem zweiten Lockdown zunichtegemacht. Aber auch diesmal gilt: Gedenken muss immer, auch in diesen herausfordernden Zeiten, möglich sein. Und so starteten wir heuer unser zweites digitales Bildungsangebot unter dem Motto „Objekte erzählen Geschichte(n)“.

In Anerkennung der Leistung des gesamten engagierten Teams an der KZ-Gedenkstätte Mauthausen durften wir uns 2020 über die Auszeichnung mit dem Österreichischen Museumsgütesiegel freuen. Diesen Ansporn aufgreifend, blicken wir optimistisch und voller Tatendrang in die Zukunft und freuen uns auf viele spannende Projekte und Vorhaben.

An dieser Stelle möchte ich mich bei Ihnen für Ihr Wohlwollen, Ihr Feedback und das Interesse an unserer Arbeit bedanken.

Bleiben Sie bitte auch weiterhin mit uns in Verbindung.

Mit freundlichen Grüßen

DDr. Barbara Glück
Direktorin KZ-Gedenkstätte Mauthausen / Mauthausen Memorial